Das eigene Café eröffnen ist für viele FoodPreneure die Verwirklichung ihres Lebenstraums. Vergessen sind die vielen Stunden, die in der Vorbereitung für den ersten Tag stecken. Der eine oder andere hat graue Haare bekommen. Aber was waren denn eigentlich die stressigsten Momente? Was hat die Cafégründer an den Rand der Verzweiflung gebracht?
Bei meinem Research am Tresen frage ich direkt nach.
Café Blá, Stephanie Bjarnason:
Glück und Selig, Friederike Konopacka & Lina Weihe:
Das es anstrengend werden würde, wussten wir ja vorher. Aber das ist schon ein Punkt, den viele unterschätzen. Gerade bei Frauen ist es immer so eine romantische Vorstellung, ein Café zu eröffnen, Kuchen zu backen. „Oh, so was möchte ich auch mal machen!“ Hätten wir gewusst, was an Arbeit auf uns zukommt, hätten wir das Café trotzdem gegründet, aber vielleicht ein wenig reduzierter.
Vielleicht braucht man deshalb aber auch ein Stück weit eine romantische Vorstellung und sogar ein bisschen Naivität, um so etwas aufzuziehen. Trotzdem würden wir es immer wieder machen.
Black Delight, Viktoria Ljubek:
Ich hätte vorher gerne gewusst, dass das wirklich ein unbeschreibliches Gefühl ist, einen eigenen Laden zu haben und frei arbeiten zu können. Ich bin heute auf jeden Fall glücklicher und
ausgeglichener als zuvor. Durch meine Erfahrung war ich mit den meisten Dingen schon sehr
vertraut, da kamen keine bösen Überraschungen. Früh aufstehen, lange Arbeitstage,
Doppelbelastung, körperliche und geitige Herausforderung etc., das alles kannte ich vorher schon.
Das das Ding jetzt so gut läuft ist aber harte Arbeit und romantisch ist das auch nicht. Wie oft ich schon gehört habe: „Ach, ein Café, das hätte ich auch mal gerne, das ist ja so romantisch und schön.“ Von außen betrachtet sieht das alles immer sehr hübsch aus, aber das da wirklich harte, sehr harte Arbeit hinter steckt, damit das alles immer so hübsch aussieht, vergessen die meisten.Man arbeitet sieben Tage die Woche, vielleicht nicht immer hinterm Tresen. Der Tresen ist nur ein kleiner Teil vom Geschäft, hinter dem Vorhang ist die Arbeit lange nicht vorbei.
Ich bereue keine Sekunde dieser Entscheidung.
Black Delight, Eppendorfer Weg 67, 20259 Hamburg
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Bonjour Munich, Alexis de Béchade:
Sich mit einem Food-Business selbstständig zu machen, ist wirklich hart. Da sind die Nächste kurz: Wenn du wie ich deine ersten Kunden schon morgens um 07:00 Uhr belieferst, musst du sehr früh aufstehen, denn bereits davor muss eine Menge Arbeit erledigt werden. Bei uns in der Küche startet mein Koch beispielsweise um 05:00 Uhr.
Ich brauche für die Zusammenarbeit also definitiv Morgen-Menschen. Manchmal stelle ich einen neuen Mitarbeiter ein, und nach einer Woche stellt er dann fest, dass ihm das sehr frühe Aufstehen zu viel wird. Aber von den Leuten in der Küche und deren pünktlicher Anwesenheit hängt ja schließlich alles ab. Das ist also ein ganzes Stück Verantwortung, was sie übernehmen.
Meine Nächte sind also ziemlich kurz. Ich bin hier morgens gegen 06:00 oder 06:30 vor Ort und stehe gegen 05:00 Uhr auf.
Nachdem das Café geschlossen ist, geht es dann weiter: Buchhaltung, Rechnungen verschicken, Cateringanfragenk bearbeiten und alles für den nächsten Tag vorbereiten. 16-Stunden-Arbeitstag non-stop. Aber ich denke, das ist in jedem Unternehmen so, wenn du gerade gestartet bist.
lieb.es, Alina Zimmermann:
Wenn man mir vor der ersten Gründung vor zwei Jahren gesagt hätte, wie wenig ich schlafen würde – hätte ich das wirklich wissen wollen? Ich würde nämlich nichts anders machen. Klar haben wir Fehler gemacht, gerade mit dem ersten Laden, wo wir noch ein wenig blauäugiger an die Sache herangegangen sind. Da gab es dann Platzprobleme, beispielsweise in Bezug auf die Lagermöglichkeiten. Diese logistische Aufgabe ist wirklich immens, wenn du nicht genug Lagermöglichkeiten hast, und kostet viel Zeit, Nerven und Kraft – tatsächlich auch Muskelkraft. Wenn du nämlich ständig Sachen von A nach B umräumen musst.
CaféLoco, Steffi & Joachim Klein:
Das Geschäft – zumindest bei uns – ist sehr „gesichtslastig“. Die Gäste kommen unter anderem unseretwegen ins Café. Wenn ich dann mal nicht selbst anwesend bin und mich ein Mitarbeiter hier vertritt, dann kommen am nächsten Mittwoch die älteren Damen und sagen: „Der Kaffee Latte ist bei Ihnen aber schöner als bei Ihrer Kollegin!“ Natürlich gibt es bei solcher Handarbeit auch Unterschiede – aber ich bin mir sicher, dass der dann trotzdem gut war und die Kunden sich einfach schon so sehr an mich gewöhnt haben.
kosy*s, Daniela Kositza:
Machen und der administrative Aufwand – alles verdoppelt sich, wenn du ein Café hast: Du hast ein Zuhause, wo natürlich auch Haushalt, Wäsche und Bürokratie auf dich warten und dasselbe hast du hier auch. Ich glaube, die meisten Leute haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie viel ich arbeite – dieses Verdoppeln von allem, das war mir vorher nicht bewusst.
Auch wer alles etwas von mir will. Es verdienen erstmal die anderen: Die Mitarbeiterin muss ihr Geld bekommen und die Steuern für Existenzgründer sind in meinen Augen eine riesengroße Ungerechtigkeit. Ich als alleinerziehende Mutter sollte zum Beispiel erst einmal meine Krankenversicherung und alle notwendigen Kosten zahlen können, bevor ich Steuern zahle.
kitchen2soul, Katrin Grosse und Dr. Tatjana Reichart:
Die Unvorhersehbarkeit des Geschäfts und die damit verbundene Schwierigkeit des Kalkulierens. Also wie viel bereite ich vor, wie viel Personal setze ich ein etc. Mal passt es gut, mal ist zu viel, mal ist es zu wenig. Klar hat man mit der Zeit Erfahrungswerte, auf die man zurück greifen kann und es wird leichter, aber noch immer gibt es Tage, wo man komplett überrascht wird, weil es halt dann doch ganz anders läuft als erwartet. Das wirtschaftliche Arbeiten, stellt dann Katrin vor eine Herausforderung und mich (Tatjana) die Gelassenheit zu behalten und dran zu glauben, dass sich das schon alles regulieren wird.
Darauf wären wir gerne besser vorbereitet gewesen 😉
FINE BAGELS, Laurel Kratochvila:
häppies, Ulrike Marschner:
Café Lotti, Sabrina Lorenz:
„Das bei einer Caféeröffnung so viel Interaktion mit den Behörden auf einen zukommt, was man vorher so nicht erwartet, da man nur an die „Verwirklichung seines großen Traums“ denkt.
Bevor du deinen Mietvertrag unterschreibst, musst du mit der Lokalbaukommission und Kreisverwaltungsreferat kommunizieren, einladen und sagen: „Genau das und das habe ich vor. Ich plane die und die Küche mit den und den Lebensmitteln.“
Und dann geht es darum, ob das Ganze auch genehmigt werden kann und ob alles so möglich ist.
Weiter geht’s mit: Dürfen draußen Leute sitzen? Benötige ich Abluft oder genügt auch Umluft? Wie ist das mit den Parkplätzen?“ Wenn das alles so passt, kann man den Mietvertrag unterschreiben, oder muss sich gegebenenfalls nach einer anderen Location umsehen.
Du bist auch Cafégründer und findest, dass dein Kommentar auch hierher gehört? Dann schreib’ mir eine Email mit deinem Statement, Namen, Webseite, Social Media Accounts und einem quadratischen Foto deines Caféschildes. Ich freue mich auf deine Nachricht!