Erfolg bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts

Architektin Steffi (38 Jahre) und Touristikmanager Joachim (40 Jahre) sind schon seit Studienzeiten ein Paar. Mit ihren drei Kids im Vorschulalter wohnen sie in Hannover. Das war nicht immer so. Von 2008 bis 2012 lebte die Familie in Sydney, Australien. Und dort liegt auch der Ursprung ihrer Geschäftsidee. Denn in Sydney gab es an jeder Ecke leckeren Cappuccino. Was Joachim schmerzlich vermisste als sie 2012 nach Deutschland zurückkehrten. In der neuen Heimatstadt Hannover machte er sich auf die Suche nach guten Cafés und fand nur wenig Gute. Er sagte sich: „Wenn du in Australien überall guten Kaffee bekommst, warum dann nicht auch in Deutschland hier in Hannover? Dann machen wir das“ und legen los mit ihren Überlegungen.

„Jeder will irgendwann in seinem Leben mal ein Café eröffnen – 99 % davon schließen ganz schnell wieder“ sagt Joachim und die Beiden legen die Idee eines konventionellen stationären Cafés für sich schnell zu den Akten. Sie überlegen, wie sie ihr „Café“ kleiner, flexibler, kapital- und risikoärmer umsetzen können. Irgendwann hat Architektin Steffi den Einfall: Wir werden einen Bauwagen aus- und umbauen. Und das machen sie. Im Februar 2015 stehen sie zum 1. Mal mit ihrem mobilen Bauwagen-Café CafeLoco auf einem Marktplatz.

Der Weg dahin war harte Arbeit. Hart, weil es für das Konzept der mobilen Kaffeebar keine Blaupause gab, weder für den Umbau des Wagens noch für die vielen benötigten Genehmigungen der Ämter. So gab es Probleme mit dem Umbau des Bauwagens und die Ämter spielen die Klassiker „Dafür sind wir nicht zuständig“ oder „Das haben wir schon immer so gemacht“. Wie die Beiden mit Energie und Ausdauer ihre Café-PS auf die Strasse bekommen haben, das erzählen sie heute.

Was ist das „CafeLoco“?

Das „CafeLoco“ ist eine mobile Kaffee-Bar, die die Vorzüge eines regulären, stationären Cafés mit denen einer mobilen Espresso-Bar verbindet. Angefangen hat das Café Loco in einem umgebauten Bauwagen, der wetterunabhängig ist. Im Innern kann man sitzen kann und für kalte Tage gibt es einen Holzofen zum Wärmen. Wir bieten in erster Linie hochwertige Kaffeegetränke bzw. Espressospezialitäten von Van Dyck an.

Euer USP – was ist beim „CafeLoco“ anders als bei anderen Cafés?

Der USP ist eindeutig das Bauwagen-Café. Der Wagen fällt auf und ist ein Hingucker da es soetwas bisher noch nicht gab. Die Café-Bar biete Sitzplätze im Wagen als auch davor. Im Winter beheizt ein gemütlicher Holzofen den Innenraum, so dass die Gäste es warm haben. Der Anhänger wurde eigens für diesen Zweck entworfen und gebaut. Er ist optisch ansprechend gestaltet und unterscheidet sich deutlich von den üblichen Verkaufswagen. Es werden hochwertige Kaffeespezialitäten, Tee und Softdrinks so wie ausgewähltes Gebäck angeboten und ausgezeichnete, frisch geröstete Kaffeebohnen verkauft.
Das CafeLoco, ein in dieser Art einzigartiges Eventmobil, kann Teil einer Feier, Messe, Promotiontour oder sonstiger Veranstaltungen sein. Der Gästebereich des Cafés bietet Platz für 8-10 Personen, ist somit unabhängig vom Wetter und schafft Ruhe für Gespräche. Er bietet genügend Platz für Arbeitsflächen und Stromanschlüsse.
Die mobile Café-Bar ist so flexibel und ortsunabhängig, dass sie z.B. an einer „exotischen Location“, weit ab der Zivilisation, z.B. am Strand, auf der Wiese, im Steinbruch, in den Bergen u.v.m. betrieben werden kann.

Motivation – Wann habt ihr gegründet? Und warum?

Die Gewerbeanmeldung war im August 2014 und der erste reguläre Verkauf war vor genau zwei Jahren, im Februar 2015.
Warum? Ich hatte schon immer das Bedürfnis, mich selbstständig zu machen. Zuerst habe ich BWL studiert und habe dann lange Zeit für die großen Touristikunternehmen gearbeitet. Danach waren Steffi und ich fünf Jahre in Australien. Nach unserer Rückkehr habe ich in Deutschland vom Home-Office aus das australische Unternehmen vertreten.
Beim Bäcker habe ich mir jeweils mein Croissant und meinen Kaffee geholt und fand den eher unlecker. In Sydney, also in Australien, gab es an fast jeder Ecke leckeren Cappuccino und in Hannover anscheinend nicht. Also habe ich mich auf die Suche nach guten Cafés in Hannover gemacht. Ich dachte mir, wenn das in Australien funktioniert, dass du überall guten Kaffee bekommst, warum dann nicht auch in Deutschland?
Zuerst hatten wie die Idee ein richtiges Café zu eröffnen. Wir haben uns mit der Cafégründung auseinandergesetzt und einen Business-Plan erstellt. Dann haben wir nachgedacht über Langzeit-Mietverträge, den enormen Kapitaleinsatz und die Öffnungszeiten. Das war uns dann doch eine Nummer zu groß, zumal wir keine richtige Gastronomie-Erfahrung hatten.

Jeder will irgendwann in seinem Leben mal ein Café eröffnen – 99 % davon schließen ganz schnell wieder. Und die Banken vergeben keine Kredite an solche Existenzgründer.

Meine Frau ist Architektin, und dann haben wir uns überlegt, wie man das Ganze kleiner, flexibler, kapital- und risikoärmer umsetzen könnte. So sind wir darauf gekommen, einen Bauwagen aus- und umzubauen.

STECKBRIEF CAFÉ LOCO
Adresse: CafeLoco, Kollenrodtstr. 59, 30163 Hannover, Telefon: 0511-1657 1533, www.cafe-loco.de

Standplätze Wochenmärkte:

Mittwoch 08:00-13:00 Uhr – Moltkeplatz (List)

Donnerstag 13:00-18:00 Uhr – Lister Meile (Oststadt)

Samstag 08:00-13:00 Uhr – Pfarrlandplatz (Linden-Nord)

Betreiber: Stephanie und Joachim Klein

Eröffnung: 02.2015

Geschäftsmodell: Mobile Kaffeewagen: Bauwagen Café, Espresso Ape, mobile Kaffeebar und Catering

Besonderes: Ein einzigartiges mobiles Café. Das Konzept einer mobile Kaffeebar bei der die Gäste im Wagen sitzen können ist innovativ und neuartig. Es werden ausschliesslich BIO Produkte bzw. Zutaten verwendet, vom Kaffee, Tee, Kakao über die Milch bis zum Zucker. Alles BIO – keine Kompromisse.

Mitarbeiter: 2 Vollzeit (sie selbst), Pool von 6 Aushilfen

Grösse: Bauwagen Café 15qm

Kapazität: 8 Sitzplätze innen, 20 Sitzplätze draussen

Finanzierung: 50% Eigenkapital, 50% Fremdkapital über zwei Kredite abgedeckt

Umsatzverteilung: 1% Food & 74% Beverage, 25% Kaffeebohneverkauf

Website I Facebook

JOACHIM KLEIN
seit 02/2015 – heute: Inhaber und Geschäftsführer von CafeLoco

Ausbildung:
1993 – 1996: Ausbildung zum Kunststoff-Formgeber, Wolff Walsrode AG
1998 – 2000: Abitur an der Berufsoberschule , Hildesheim
2000 – 2007: Dipl-Kfm (FH), Studium Tourismusmanagement, Fachhochschule Wilhelmshaven

Berufserfahrung:
2007 : DER-Touristik, Frankfurt
2008 – 2012: APTC, Australien
2012: Umzug zurück nach Hannover / Deutschland
2012 – 2013: Repräsentant Europa für APTC (Home Office)

STEPHANIE KLEIN
seit 02/2015 – heute: Inhaberin und Geschäftsführerin von CafeLoco

Ausbildung:
1998 – 2000: Abitur an der Berufsoberschule in Hildesheim
1995 – 1998: Ausbildung zur Krankenschwester im St. Bernward Krankenhaus in Hildesheim
2001 – 2005: Studium der Architektur an der Fachhochschule in Oldenburg

Berufserfahrung:
2005 – 2007: an Architekturwettbewerben teilgenommen, Mitarbeit in Architekturbüros in Frankfurt
2007 – 2010: als Architektin in Architekturbüros in Australien
2012: Umzug zurück nach Deutschland
2010 – 2014: Erziehungszeit

CAFÉ LOCO UND SEINE PHILOSOPHIE
Ich wollte immer ein Unternehmen das nachhaltiger ist als die Betriebe in denen ich bisher tätig war. Wirtschaftlicher Erfolg ist wichtig, aber nicht um jeden Preis! Es gibt ein paar Grundsätze an denen wir festhalten.
Wir verwenden aus Überzeugung ausschließlich hochwertige BIO und auch Fair gehandelte Produkte, auch wenn diese deutlich teurer sind. Unserer Mitarbeiter bekommen einen höheren Studenlohn als in den meisten Gastronomischen Betrieben. Wir arbeiten nur mit netten bzw. uns sympatischen Geschäftspartnern zusammen.

Meilensteine – Was waren die größten Meilensteine bis zur Eröffnung? Und danach?

2012 Rückkehr aus Australien/ Anfang 2013 unsere Idee entsteht
Genau kann ich das nicht mehr sagen – Anfang 2012 waren wir aus Australien zurückgekommen und die Gründungsidee mit dem Bauwagen hat sich irgendwann Ende 2013 herauskristallisiert.
Wir haben lange recherchiert, wie andere solche Bauwagen oder Zirkuswagen umgebaut haben. Aber im Internet gab es nichts Passendes zu finden. Das heißt, wir mussten uns alles selbst erarbeiten und alle Leistungsträger bzw. Dienstleister selbst herausfinden, wie zum Beispiel für die großen Panoramafenster für den Wagen. Umgesetzt haben wir unsere Idee dann mit der „Bauwagen on Tour GmbH“ – die sich auf Bauwagenfertigung nach Maß spezialisiert haben. Wir haben also einen komplett neuen Bauwagen. Wir hatten zuerst natürlich nach gebrauchten Bauwagen geschaut, aber wenn die erst einmal im Baustelleneinsatz waren, dann sind die durch. Da hätten wir im Endeffekt für den Umbau genau so viel Geld hineinstecken müssen. So haben wir uns dann lieber direkt für eine maßgefertigte Lösung entschieden.

Februar/ März 2014: Bestellung des Bauwagens
In der Zeit Februar/ März 2014 haben wir unseren Bauwagen bestellt. Als erstes ging er für den Umbau zum Tischler. Das zog sich dann allerdings sehr lange hin, denn für die Fertigung der Fenster gab es eine extrem lange Wartezeit. Ein Fenster wurde dann nicht geliefert, was natürlich für eine weitere Verzögerung gesorgt hat. Dann hatte der Tischler, sein Zeitfenster für den geplanten Einbau nicht mehr zur Verfügung. Das heißt, er musste also in Zwischendurch-Intervallen für uns daran arbeiten. Auf die Weise hat das Ganze mindestens ein halbes Jahr länger gedauert, als es sollte.
In der Zwischenzeit habe ich mit einem Praktikum erste Gastronomieerfahrung gesammelt und nebenbei gejobbt.

August 2014: Gewerbeanmeldung

Februar 2015: Wir stehen auf dem ersten Markt
Am ersten Tag waren wir sehr aufgeregt. Funktioniert alles? Gibt es irgendetwas was was wir nicht bedacht haben? Tatsächlich lief alles reibungslos, die Rückmeldungen der Gäste waren durchweg positiv … wenn auch der Umsatz eher überschaubar war.

Juni 2016: LUMIX Festival – Festival für Fotojournalismus
Kaffeecatering als einziger Kaffeeanbieter bei dem Event mit über 40.000 Besuchern. Das war unsere erste große mehrtägige Veranstaltung bei der fünf Espressobars mit Personal gleichzeitig im Einsatz waren.

Finanzierung – Wie habt ihr euer Startkapital zusammenbekommen?

Wir hatten etwa 50 % oder 60 % Eigenkapital, und dazu zwei Kredite, einen davon vom Arbeitsamt, den anderen von der Bank. Für den Bankkredit haben wir von Freunden eine Bürgschaft erhalten und haben dazu unser Auto als Sicherheit hinterlegt.

Wir waren zuerst bei der Sparkasse. Aber keine Chance, da ging gar nichts. Inzwischen haben wir auch noch einen zweiten Kredit für die Expansion und für weitere Espressomaschinen von der N-Bank erhalten.

Café eröffnen: Bettina Sturm von Respekt Herr Specht spricht mit Cafégründern in der Interviewserie #AUFGEBRÜHT: Heute mit Joachim Klein vom Café Loco in Hannover Café eröffnen: Bettina Sturm von Respekt Herr Specht spricht mit Cafégründern in der Interviewserie #AUFGEBRÜHT: Heute mit Joachim Klein vom Café Loco in Hannover
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Luftsprung – was war das Schönste, was ihr mit dem CafeLoco erlebt habt?

Das Schönste, wenn Gäste sagen, dass sie den Kaffee mögen, weil der besonders und richtig lecker ist. Das habe ich mir immer gewünscht. Aus Australien kenne ich guten Kaffee. Und hier, als ich hier in Deutschland gearbeitet bzw. mein Praktikum gemacht habe, kamen schon mal neue Gäste, die ihre Tasse wieder abgegeben und gesagt haben: „Der Kaffee war aber richtig lecker!“ Und ich habe mir gedacht: „Da willst du hin! Dass die Leute dir sagen, dass du das, was du machst, gut machst.“
Hier höre ich manchmal:

Das ist der beste Cappuccino, den ich je getrunken habe!

Das ist eigentlich immer ein Highlight, und das finde ich immer wieder schön. Es kommen auch Leute, die von Markt zu Markt jedes Mal zu uns an einen anderen Standort kommen und ihren Kaffee bei uns trinken. Und dazu kommt noch das Lob für den Wagen und die ausgefallene, innovative Idee.

Turbulenzen – Was waren die größten Schwierigkeiten im Gründungsprozess?

Die Zusammenarbeit mit den diversen Ämtern – von denen eine zuverlässige Auskunft bzw. die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen, war wirklich eine Herausforderung: „Feuerschutz: brauchen wir einen Notausgang, einen Schornsteinfeger? Darf man Gäste überhaupt in solch eine geschlossenen Wagen bewirten?“ Immer wieder hieß es dann:

Dafür sind wir nicht zuständig.

In Bezug auf die Hygienemaßnahmen (geeignete Oberflächen, reichen zwei Warmwasserwaschbecken aus usw.?) kamen wir da schon eher vorwärts.
Von vielen Seiten bekamen wir Aussagen wie: „Das geht so nicht! Das kann man so nicht machen! Das funktioniert nicht!“ Es gab immer viel Kritik, und das dämpft natürlich auch – da denkst du dann noch einmal neu darüber nach, inwieweit diese Leute denn vielleicht auch Recht haben könnten – oder ob die Idee vielleicht gerade wegen ihrer Verschrobenheit funktionieren könnte.
Ein weiteres Problem war – wie schon oben erwähnt – der Zeitrahmen für den Umbau des Bauwagens. Dieser verzögerte sich um ein halbes Jahr und das ging wirklich an die Nerven! Es ging einfach nicht weiter, weil die Fenster aus welchen Gründen auch immer von der Reihenfolge her am Anfang eingebaut werden mussten.

Und jetzt nach zwei Jahren im Business?

Ich würde es nicht unbedingt als richtige Turbulenzen ansehen, aber anstrengend ist die Willkür, mit der die öffentlichen Ämter die Standplätze vergeben. Da bekommst du manchmal das Gefühl, dass das Marktamt die Standplätze nach Lust und Laune vergibt.
Wir sind momentan auf dem Stephansplatz. Hier gibt es außer uns noch vier weitere Kaffee-Stände, und wir hatten anfangs temporär einen Stand bekommen, als Urlaubsvertretung. Jetzt müssen wir demnächst wieder von hier runter, weil irgendein Blumenhändler wiederkommt. Platz genug wäre trotzdem vorhanden, aber den anderen Kaffeeständen sind wir wohl zu viel zusätzliche Konkurrenz und da scheint das Marktamt irgendwie einzuknicken.
Ursprünglich war unsere Idee; wir bieten unseren Kaffee immer an einer festen Stelle an, jeden Tag von 8 bis 18 Uhr irgendwo in Hannover, also so Foodtruck-mäßig. Dafür hatten wir uns auch diverse mögliche Stellen in Hannover ausgeguckt. Aber da hieß es dann von Behördenseite:

Nein, das können wir nicht machen, das haben wir noch nie so gemacht!

Also wirklich diese ganz klassischen, plumpen Aussagen. „Da kann ja jeder kommen, da müssten wir ja eine Ausschreibung machen!“ „Ja, dann macht doch eine Ausschreibung!“ „Nein, dann haben war ja da auf einmal zehn Wagen!“ „Dann macht doch eine Ausschreibung für nur einen oder zwei Wagen.“
Ähnlich auch an einer anderen Stelle am Flohmarkt, für die wir uns beworben hatten. „Nein, wir arbeiten da mit den Partnern zusammen, mit denen wir schon immer gearbeitet haben.“ „Warum denn nicht mal was Neues? Gibt es eine Ausschreibung? Ihr seid doch die Stadt, ihr müsst doch eine Ausschreibung machen!“ „Nein, eine Ausschreibung ist nicht vorgesehen!“ Und da fragt man sich schon, ob das wirklich so geht – aber ich bin dann auch nicht derjenige, der da jetzt juristisch gegen vorgehen möchte. Auf diese Art von Stress habe ich keine Lust.

Video: Café eröffnen – Tipps und Motivation zur Traumverwirklichung

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Challenge – Was war die größte Herausforderung im Gründungsprozess?

Das war zum einen die Kredite zu bekommen, zumal wir schon mit allem angefangen hatten, bevor die Finanzierung stand. Und zum anderen die technische Umsetzung: So ein Wagen ist ja in Vibration und schwankt auch schon einmal. Hält alles so wie es soll, und bleibt die Espressomaschine auch bei einer Vollbremsung stehen, ohne herunterzufallen?

Und jetzt im Daily Business?

Der Faktor Personal: Die Wochenmärkte mache ich überwiegend alleine, während Steffi sich um das Back-Office kümmert, Nachbestellungen, Auftragsbearbeitung usw. Aber wir machen ja nicht nur die Wochenenden, sondern auch Veranstaltungen – manchmal auch parallel, und müssen da Personal einsetzen. Gutes, fähiges, pfiffiges Personal zu finden, die auch noch eine Leidenschaft für Kaffee mitbringen, ist nicht einfach. Festanstellungen können wir uns nicht erlauben, also arbeiten wir mit 450-Euro-Kräften. Das sind meistens Studenten, aber die haben eben auch nicht immer Zeit (oder Lust), sind mal im Urlaubssemester, mal in der Prüfungszeit, und dann kann es auch schon mal vorkommen, dass sie endlich gut eingearbeitet sind und dann ein Auslandssemester einlegen. Wir benötigen also einen relativ großen Pool an Leuten, damit wir genügend Leute zur Verfügung haben, die im Bedarfsfall auch Zeit haben. Das ist auf jeden Fall eine Herausforderung, die ich so in der Form auch nicht unbedingt erwartet hatte.

Wir haben jetzt für den nächsten Sommer das erste Mal Urlaub geplant, und ich bin dabei, jemanden anzulernen, der auch bereit ist, das Café während dieser Zeit zu übernehmen und auch vom Führerschein und der Übung her in der Lage ist, einen Wagen mit einem solchen Anhänger wie unserem zu fahren.

Zukunft – Was ist in 12 Monaten anders bei euch?

Gestartet sind wir mit dem Bauwagen-Café an vier Wochentagen auf Wochenmärkten. Dann wurden wir immer häufiger von Firmen, Privatpersonen und auch der Stadtverwaltung angesprochen, ob man uns nicht für Events buchen könne. Die Wochenmärkte wollen wir nicht aufgeben. Wir wollen auf weitere Märkte expandieren und eine zusätzliche mobile Caféeinheit mit dazu zu nehmen, die kleiner und flexibler ist und mit der wir parallel bei Veranstaltungen dabei sein können. Wir haben schon Pläne für einen Oldtimer der zu einem mobile Café umgebaut wird. Dieser wird ähnlich wie das Bauwagen Café einzigartig sein und die Blicke auf sich ziehen wird.

Für die Zukunft haben wir geplant, verstärkt im Bereich Messe-Catering aktiv zu werden. Da nehmen wir dann zwar vermutlich nicht unseren Wagen mit – der ja unser eigentlicher USP ist – aber darüber hinaus ist es natürlich auch unsere Kaffeequalität, die uns auszeichnet. Und daran haben Unternehmen natürlich auch Interesse. Entsprechende Anfragen – also ohne unseren Wagen – haben wir auch schon bekommen.

Insgesamt hoffe ich in einem Jahr etwas weniger als Barista im Unternehmen und noch mehr als Geschäftsführer am Unternehmen zu arbeiten, auch wenn mir der direkte Kontakt mit den Gästen viel Spass macht.


Tipps – Was sind eure 3-Top-Tipps für heutige Cafégründer?

  1. Kosten und Ziele: Seid euch im Vorfeld über die Kosten im Klaren – und über das, was ihr erreichen wollt. Wirft euer Geschäft auch noch Gewinn ab wenn Ihr selber nicht im Laden steht? Rechnet euch das Ganze nicht schön.
  2. Selbst und ständig: Macht euch bewusst, dass ihr vor allem zu Anfang „selbst“ und „ständig“ arbeiten müsst: Das bedeutet lange Arbeitstage mit langen Öffnungszeiten und anschließenden Bürozeiten. Da ist man gut mit 12 oder 14 Stunden täglich dabei. Darauf sollte man dann auch die Familie und das Umfeld vorbereiten – dass es so ist und man zuerst einmal keinen Urlaub haben wird, oder dass dieser Urlaub doppelt so teuer sein wird, weil man eine Vertretung bezahlen muss.
  3. Dranbleiben: Dranbleiben und sich trauen, es durchzuziehen, anstatt zu viel auf die ganzen Leute zu hören, die alles immer besser wissen und sagen: „Das funktioniert nicht, das geht nicht. Das kann man so nicht machen.“

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Den wenigsten Cafégründern ist bewusst, was alles auf sie zukommt, wenn sie ihr eigenes Café eröffnen wollen. Für deinen Durchblick habe ich eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt.  >>  Cafégründung: Schritt-für-Schritt Anleitung zum Erfolg

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Damit du weisst, welche Kosten auf dich zu kommen. Und wie du die Hauptkostentreiber in den Griff bekommst.
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