„To be häppie make other people häppie.“

Uli Marschner war 29 Jahre alt, als sie der Werbung den Rücken kehrte. Ja, sie war sehr erfolgreich aber unglücklich im Job. Und, sie hatte eine Idee im Gepäck: Ich mache herzhafte Germknödel! Sie kündigte, „frass sich ein halbes Jahr durch die Welt“ und kam zurück mit: Ich mach das jetzt mit den Germknödeln!
Ende 2011 packte die Mutige ihre SiebenSachen und zog von Hamburg nach Berlin, fand 2012 ihre Germknödel-Basis und eröffnete ihr „häppies“ im Mai 2013.

Hier packt die fröhliche und super herzliche Uli aus, durch welche Turbulenzen sie geflogen, welche Riesen-Freudensprünge sie auch heute noch macht und warum sie im März einen Monat „off“ ist. Be häppie!

Was ist das „häppies“?

Das „häppies“ ist ein kleines Germknödelcafé in Berlin Prenzlauer Berg. Dort verkaufen wir insbesondere die herzhaften Varianten des Knödels. Derzeit haben wir sieben verschiedene „häppies“ auf der Karte: zwei Süße und fünf Salzige. Alle haben verschiedene Füllungen und speziell darauf abgestimmte Soßen und Toppings. Die salzigen Knödel servieren wir mit Salat. Außerdem haben alle häppies Namen, damit unsere Gäste sich besser merken können, in wen sie sich gerade verliebt haben.

häppies Message: Man muss nicht perfekt sein um schön zu sein. Hauptsache, man ist glücklich!

USP – Was ist das Besondere an „häppies“?

Herzhafte Germknödel macht in dieser Art und zu diesem Zeitpunkt niemand anderes. All unsere häppies sind mit sehr viel Liebe handgemacht und wir verwenden nur die besten und frischesten Zutaten.

Motivation – Wann hast du gegründet? Und warum?

Vor dem „häppies“ war ich in der Werbung, aber irgendwann hat mich mein Job nicht mehr glücklich gemacht. Die Branche fühlte sich einfach nicht mehr richtig an. Selbständig machen wollte ich mich eigentlich schon immer, ich suchte nur noch die zündene Idee dafür.
Alle Ideen, die ich damals hatte, drehten sich irgendwie ums Essen und Kochen, denn das war schon immer meine allergrößte Passion. 2011 hatte ich dann meinen Mägic Moment! Das war noch zu Agenturzeiten, als ich mit meiner damaligen österreichischen Kollegin und Freundin Julia zusammen saß und wir Businessideen brainstormten. Irgendwann waren wir bei: „Herzhafte Germknödel – das wär doch was!“ Nach kurzer google-Suche war klar, dass es das so noch nicht gab und auf einmal ging mir diese Knödel-Welt auf:

Ich hab die häppies sehen und schmecken können und die Gäste schmatzen hören.

Da war mir klar, die Idee ist wirklich gut. Eine Stunde nach dem Einfall, bin ich raus aus der Agentur und habe meinen Dad angerufen und meinte, Papa, du wirst mich für verrückt halten, aber irgendwann mache ich einen Germknödelladen auf. Anfangs dachte er, da seien Drogen im Spiel, aber zu meiner Überraschung fand er den Plan recht schnell auch ziemlich super.

STECKBRIEF häppies
Adresse: häppies, Dunckerstrasse 85, 10437 Berlin, Telefon: 0151 – 14984140, www.facebook.com/haeppies

Öffnungszeiten: Dienstag – Freitag: 12 bis 20 Uhr, Samstag – Sonntag: 12 bis 18 Uhr, Montag geschlossen

Betreiberin: Ulrike Marschner

Eröffnung: 09.05.2013

Geschäftsmodell: Spezialitäten-Café, Germknödel-Café

Besonderes: Neben den süssen „happies“ gibt es jede Menge salzige „häppies“

Mitarbeiter: 1 Vollzeit, 2-3 auf 450€ Basis

Grösse: ca. 65 qm

Kapazität: 12 Sitzplätze innen, 9 Sitzplätze draussen

Finanzierung: 50% Eigenkapital, 50% Fremdkapital (u.a. Crowdfunding)

Umsatzverteilung: 20% Food, 80 % Beverage

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Bio Ulrike Marschner
Ulrike Marschner
seit 01/2012 – heute: Inhaberin und Geschäftsführerin von „häppies“

Ausbildung:
2001: Abitur
2001 – 2007:  Dipl.-Kauffrau, Studium BWL, Technische Universität Dresden
2007 – 2008: Werbetexterin, Texterschmiede Hamburg

Berufserfahrung:
2008 – 2011: Texterin bei Jung von Matt in Hamburg und Publicis in Frankfurt
2011: Weltreise – einmal um die halbe Welt gefuttert
2012: Freie Texterin

häppies UND SEINE PHILOSOPHIE
„To be häppie make other people häppie.“

Meilensteine – Was waren die größten Meilensteine bis zur Eröffnung? Und danach?

2011 – Job kündigen und auf Reisen gehen
Anfang 2011 habe ich meinen Job gekündigt. Danach bin ich ein halbes Jahr mit dem Rucksack durch Südostasien und Indien gereist. Diese Zeit habe ich genutzt, um mir meine Germknödel-Idee noch mal durch den Kopf gehen zu lassen. Ich wollte mir klar darüber werden, ob ich den Schritt in diese komplett andere Branche wirklich wagen sollte. Alternativ hätte die Möglichkeit bestanden, wieder zurück in die Werbung zu gehen. Aber in diesen sechs Monaten ist so viel passiert und ich sah jede Menge Zeichen – Universum und so, dass ich ziemlich schnell wusste, ich muss es einfach tun!
Nach meiner Rückkehr bin ich dann von Hamburg nach Berlin gezogen, weil ich dachte, dass das für den ersten Laden der beste Standort ist. In Berlin habe ich mich auf die Suche nach einem Ladenlokal gemacht.

2012 Ladensuche in Berlin
Es hat etwa ein Jahr gedauert, bis ich den richtigen Laden für mich gefunden hatte. Meine Suche hatte ich mit der Sichtung von Immobilienanzeigen bei den üblichen verdächtigen Portalen begonnen. Dort habe ich dann fix festgestellt, dass es immer Massen von Bewerbern gab und die Angebote auch viel zu teuer waren, wenn man Ablösesummen usw. mitberücksichtigt. Also bin ich alternative Wege gegangen und habe angefangen über ebay-Kleinanzeigen nach Locations zu suchen. Diese Vorgehensweise kann ich nur empfehlen. Das Wichtigste ist meiner Meinung nach aber sich genau darüber im Klaren zu sein, was man sucht. Ich war da zunächst noch unsicher: Brauche ich einen großen oder einen kleinen Laden? Einen in 1A-Lage oder vielleicht in weniger guter Lage? Als mir 100% klar war, was ich will, habe ich direkt am nächsten Tag meinen Laden gefunden. Das war im Winter 2012. Am 21. Dezember 2012 habe ich den Mietvertrag unterschrieben.
Parallel dazu startete ich damals mit meiner Mitbewohnerin, die Köchin war den häppies Supperclub – eine Art privates Restaurant bei uns Zuhause, im Rahmen dessen wir die ersten häppie Rezepte ausprobieren konnten. Außerdem war es natürlich auch toll direktes Feedback der Gäste zu bekommen. Das hat mich nur noch mehr darin bestärkt, dass das mit dem eigenen Laden der richtige Weg ist.

2013 – Crowdfunding-Kampagne und Eröffnung
Am 09.05.2013 habe ich das „häppies“ eröffnet. Die Zeit bis dahin musste ich finanziell überbrücken und habe – neben der Geschäftsplanung – als freie Texterin für eine Agentur gearbeitet. Ausserdem habe ich eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Mein damaliger Gastro-Coach Daniela Koch hatte mich auf diese Möglichkeit der Finanzierung gebracht. Da ich festgestellt hatte, dass die meisten, denen ich von meiner Idee erzählte, schon nach wenigen Sätzen begeistert waren, schien mir Crowdfunding ein perfektes Finanzierungstool. Glücklicherweise war es erfolgreich und wir konnten gut 13.000 € einsammeln.

Hier ist das Video, das wir für unsere Crowdfunding-Kampagne auf inkubato gedreht haben:
https://youtu.be/NSeUwsE7Pfc

Das Crowdfunding war ein enormer Arbeitsaufwand schon bevor die Kampagne online ging. Man benötigt ein Konzept und im besten Falle ein Video. Auch die Prämien mussten gut überlegt sein, denn die sind ja mit das Wichtigste: Immerhin will man die Leute zum Unterstützen motivieren. Für 30-€ wurde man damals z.B. als Karikatur eines „häppies“ in seiner Lieblingsbeschäftigung an der Wand im Laden verewigt. Das war tatsächlich die am meisten „verkaufteste“ Prämie.

Meistverkaufteste Prämie beim Crowdfunding: Du wirst als „häppie“ mit deiner Lieblingsbeschäftigung an der Ladenwand veröffentlicht.

Finanzierung – Wie hast du dein Startkapital zusammenbekommen?

Das Crowdfunding allein hat für die Finanzierung jedoch nicht ausgereicht. Dazu kamen ein Privatkredit von meinen Eltern und auch noch etwas eigenes Erspartes, das was nach meiner Reise noch übrig geblieben war.

Die teuersten Anschaffungen waren die Küche und die Möbel, wobei ich bei den Möbeln großes Glück hatte, denn die haben Freunde für mich gebaut und mir dann praktisch zum Einkaufspreis überlassen. Überhaupt haben mir sehr viele Freunde bei allem geholfen, wofür ich ihnen auf ewig dankbar bin!

Luftsprung – Was war denn das Schönste, was dir im „häppies“ passiert ist?

Eigentlich springt mein Herz immer noch bei jedem einzelnen Gast in die Luft, der sagt, wie gut es ihm geschmeckt hat. Einmal war eine Frau kurz davor auf den Tisch zu springen und vor Freude zu tanzen, so begeistert war sie. Am glücklichsten machen mich aber die Reaktionen der Kinder. Da ist ein dickes Band und sehr viel Liebe zwischen häppie und den Kids, immerhin wachsen die ja miteinander auf.

Und wenn Eltern unseren häppie „Julia“ mit Würstchen und Tomatensoße to go bestellen und erzählen, dass ihr Kind krank zu hause liegt und nix anderes essen will, außer häppies, dann bin ich schon ganz schön glücklich und vielleicht sogar ein bisschen stolz.

Aber natürlich bin ich auch jedes Mal gehüpft, wenn TV-Sender sich angekündigt haben und bei uns drehen wollten. Besonders nach den Beiträgen bei Galileo auf Pro7 und der Backshow von Enie van de Meiklojes war der Laden über eine lange Zeit immer zum Platzen voll. Das war sehr verrückt.

Turbulenzen – Was waren die größten Schwierigkeiten im Gründungsprozess? Und danach?

Die Location-Suche war anfangs wirklich die allergrößte Schwierigkeit. Ansonsten gab es immer mal wieder Bauarbeiten, die sich verzögerten und somit das Eröffnungsdatum eng werden ließen.

Grundsätzlich ist aber wahrscheinlich die größte Schwierigkeit das alles ohne Geschäftspartner zu wuppen, da komme ich hin und wieder schon am meine Grenzen und wünsch mir jemanden, der mir Arbeit, Verantwortung und Druck abnimmt. Gerade im Hinblick darauf, dass wir ja irgendwann auch expandieren wollen, suche ich gerade intensiv nach den richtigen Leuten und Partnern, die mir dabei helfen wollen.

Challenge – Was ist jetzt dein grösste Herausforderung im Daily Business?

Die wichtigste Challenge für mich ist natürlich, genügend „häppies“ zu verkaufen, damit mein Konzept auch finanziell tragfähig ist. Nach vier Jahren stehe ich immer noch oft selbst im Laden, das teuerste ist eben das Personal.

Auch merke ich, dass der Laden nicht ganz optimal ist: Er ist ein wenig zu klein. Ich höre von manchen Gästen, dass sie z.B. am Wochenende oder auch mittags gar nicht erst vorbeikommen, weil sie davon ausgehen, dass der Laden voll ist und sie keinen Platz bekommen.
Außerdem habe ich keine Gäste-Toiletten. Hätte ich vorher gewusst können, wie doof das wirklich für die Gäste ist, hätte ich dieses Lokal wahrscheinlich nicht angemietet. Ausserdem dürfen wir, laut Mietvertrag, leider nur bis 20 Uhr öffnen. Ursprünglich war der Laden für sogenanntes stilles Gewerbe vorgesehen, z.B. für einen Buchladen, Friseurgeschäft oder auch eine Anwaltskanzlei. Deswegen entfällt für uns das ganze Abendgeschäft.
Auch Alkohol dürfen wir nicht verkaufen, weil wir eben keine Toiletten haben.

So kommen ein paar negative Aspekte zusammen und ich überlege mit „häppies“ umzuziehen. Um rentabler zu werden, brauche ich wahrscheinlich eine andere Location.

Ich überlege mit dem „häppies“ umzuziehen.

Im März werde ich Urlaub nehmen und dem „häppies“ und mir eine Auszeit gönnen. Dann werde ich mir in Ruhe darüber Gedanken machen, wie es danach weitergeht.

Café eröffnen: Bettina Sturm von Respekt Herr Specht spricht mit Cafégründern in der Interviewserie #AUFGEBRÜHT: Heute mit Ulrike Marschner vom häppies in Berlin Café eröffnen: Bettina Sturm von Respekt Herr Specht spricht mit Cafégründern in der Interviewserie #AUFGEBRÜHT: Heute mit Ulrike Marschner vom häppies in Berlin

Tipps – Was sind deine 3-Top-Tipps für heutige Cafégründer?

  1. Dein Personal ist das Allerwichtigste. Wenn du Mitarbeiter hast, mit denen du wirklich zufrieden bist, dann versuche nach Möglichkeit alles, um sie zu halten. Dein Personal ist das A&O für deinen Erfolg: Es ist der teuerste und auch der wichtigste Punkt für deinen Laden oder Café. Ganz besonders hinsichtlich des Fakts, dass du als Gründer nicht jeden Tag im Laden stehen solltest, da es wichtiger ist AN als ständig IM Unternehmen zu arbeiten.
  2. Triff dich mit Gleichgesinnten. Gerade wenn man wie ich ohne Geschäftspartner arbeitet, tut es gut, sich mit anderen Gastronomen auszutauschen. Wenn man sieht, dass wir uns im Grunde alle den gleichen Problemen und Herausforderungen gegenüber stehen, fühlt man sich gleich viel weniger allein. Guck dich in deinem Kiez um und hau die Leute einfach an. Oder schau, ob es in deiner Stadt ähnliche Netzwerke gibt, wie z.B. den Food Entrepreneurs Club hier in Berlin.
  3. Und immer schön regelmäßig meditieren!

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Den wenigsten Cafégründern ist bewusst, was alles auf sie zukommt, wenn sie ihr eigenes Café eröffnen wollen. Für deinen Durchblick habe ich eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt.  >>  Cafégründung: Schritt-für-Schritt Anleitung zum Erfolg

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Sechs Cafégründer geben dir ihre besten Tipps. Profitiere von ihren Erfahrungen.
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