DAS CAFÉ BLÁ IST EIN TEIL VON MIR! – EIN STÜCK ISLAND IN MÜNCHEN!

Stephanie Bjarnason (30) ist Halb-Französin und Halb-Isländerin. Ihr Café Blá (blau) ist ein Teil von ihr. Sie möchte ein Stück isländische Kultur und Lebensweise nach München bringen. Aufgewachsen in Frankreich, brachte ihr Ingenieurstudium sie 2005 nach München. Hier blieb sie nach Abschluss und ging in einem Grossunternehmen an Bord. Ihre steile Karriere schien vorgezeichnet. So stand mit 27 Jahren eine grosse Beförderung an. Aber Stephanie hat anderes im Kopf. Es geht ihr alles zu schnell. Anstatt Beförderung nimmt sie für sechs Monate ein Sabbatical.

Sie geht nicht auf Reisen. Hier in München geht sie auf persönliche Spurensuche. Und, seit Jahren hat sie den rosafarbenen Café-Traum im Kopf. Jetzt will sie herausfinden, was dahinter steckt. Sie startet eine Marktstudie in München und besucht jede Menge Cafés. Schnell ist der rosafarbene Schleier weg und sie merkt: Ganz oder gar nicht. Und sie will ganz. Sie kündigt nach ihrem Sabbatical und verwirklicht ihren Traum. Aber nicht ohne Turbulenzen. Die Locationsuche gestaltet sich schwierig. Als sie nach monatelanger Suche diese Fläche in der Au bekommt, gibt es Schwierigkeiten mit der Sanierung und Übergabe der Fläche. Doch entschlossen geht sie durch diese unsichere Zeit, an die sie sich nicht gerne erinnert. Am 28.20.2016 öffnet Stephanie stolz die Türen von ihrem Café Blá.

Wie ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung ihr Café zum Kochen brachte, warum die Kaffeetassen im Blá keine Henkel haben und was Burnout mit Café zu tun hat, das erfahrt ihr heute in diesem spannenden Interview.

04.04.2020 UPDATE: Corona-Krise
Das Corona-Virus zwingt die Münchner Cafégründer zum Krisenmanagement. Wie war das, als du dein Café zugemacht hast? Was machst du jetzt? Wie und wo kann man dich jetzt unterstützen? Diese drei Fragen beantwortet Stephanie unter „Schritt für Schritt, Tag für Tag“ in meiner Online-Reihe:  #supportmunichcafes : Corona-Krise, das machen Münchner Cafégründer jetzt.

Was ist das „Café Blá“?

Das Café Blá ist ein Teil von mir – ein kleines Café in der Innenstadt von München, in der Au. Die nordische Café-Kultur ist das Besondere hier. Ich selbst bin halb Französin und halb Isländerin, und das Café ist eine Art Selbstverwirklichung, in die ich sehr viel von meiner isländischen Identität eingebracht habe. Ich möchte ein Stück isländische Kultur und Lebensweise nach München bringen.
Das zeigt sich in unterschiedlichen Aspekten, wie beispielsweise in der Einrichtung, wo ich stark auf natürliche Materialien setze und auch häufig Blau als Farbe verwende. Für diejenigen, die schon in Island waren – es gibt eine bunt-blaue Wand in meinem Café. Die Inspiration dafür ist die Harpa-Fassade. Harpa ist die neue Konzerthalle, die in Reykjavík nach der Finanzkrise gebaut wurde.

Dein USP – was ist beim Café Blá anders als bei anderen Cafés?

Hier gibt es Nordische Café-Kultur mit isländischen Einflüssen. Das fängt schon beim Kaffee selbst an.Das ist ein Third-Wave-Kaffee, d.h. da werden die Kaffeebohnen hell geröstet. Ich serviere grundsätzlich eher fruchtige Kaffees und möchte auch das Thema Filterkaffee wieder neu beleben, weil der in den skandinavischen Ländern viel mehr konsumiert wird als Espressogetränke. Ohne Cappuccino hätte ich allerdings hier in München wahrscheinlich nicht lange überlebt.  So habe ich mich entschieden, beide Zubereitungsarten – handgebrüht und Siebträgermaschine – zu meinem Konzept zu machen.

Die Kaffees werden auch ein wenig kühler zubereitet. Deshalb habe ich auch Tassen ohne Griff. Das funktioniert, weil meine Kaffees eben ein bisschen kühler sind. Bei anderen Kaffees wäre das wohl schwieriger.
Von der Menge des Kaffeekonsums gehören die skandinavischen Ländern generell zu den Hauptkonsumenten. Das ist ein wenig vergleichbar mit der englischen Teekultur.

Ich habe auch ein paar Produkte aus Island im Angebot, zum Beispiel OMNOM- Schokolade. Das ist eine handgefertigte Schokolade, die rund 10 EUR kostet, die sehr gut ankommt. Auch beim Essen versuche ich, isländische Einflüsse unterzubringen, beispielsweise bei Kuchen – da habe ich isländische Spezialitäten.

Motivation – Wann hast du gegründet? Und warum?

Eigentlich komme ich aus einem ganz anderen Beruf: Ich bin im Rahmen meines Ingenieurstudiums 2005 nach München gekommen. Nach meinem Studium habe ich als Ingenieurin im Bereich Logistik und internationale Supply-Chain bei einem deutschen Konzern gearbeitet.
Mein Job hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich war sehr erfolgreich. Eines Tages kam der Bereichsleiter zu mir und hat mir eine Beförderung angeboten. Damals war ich 27 und hatte das Gefühl, dass irgendwie alles so schnell ging in meinem Leben. Ich hatte das Bedürfnis, mir ein bisschen mehr Zeit zum Reflektieren zu nehmen, anstatt etwas zu tun, nur weil Leute in meiner Umgebung gemeint haben, dass ich darin gut wäre. Anstatt die Beförderung anzunehmen sagte ich: „Ich möchte lieber für sechs Monate ein Sabbatical machen“, und war mir sicher, dass ich nach diesen sechs Monaten wieder zurück in den Job kommen würde.
In den ersten Wochen meines Sabbaticals war das wie Urlaub. Das ist toll. Ich hatte mir extra keine großen Reisen vorgenommen, sondern wollte hier in München bleiben. In einem Sabbatical hast du dann auf einmal keinen Grund, morgens aufzustehen. Ich wollte mir eine Beschäftigung suchen und dachte:

Du hast jetzt seit Jahren diesen Traum von einem Café im Kopf. Jetzt kannst du dich umsehen und herausfinden, was hinter diesem rosafarbenen Traum steckt.

So bin ich dann losmarschiert zu diversen Cafés in München. In der Zeit habe ich mit vielen Café-Inhabern gesprochen und schnell festgestellt, dass man das ganz oder gar nicht machen muss. Ich war entflammt, ich wollte ein Café eröffnen. Für mich hiess das dann: „Ich muss jetzt meinen Job kündigen!“ Und das tat ich dann Ende Oktober 2015.

Und dann habe ich im Oktober 2015 meinen Job gekündigt und dann an meinem Café-Projekt gearbeitet.
Die Sabbatical-Zeit habe ich auch für die Arbeit an mir selbst genutzt. Mein Café ist auch eine Art Verwirklichung von dem, was ich im Bauch habe, sozusagen: Warum ist meine Identität, meine Verbindung zu Island so viel stärker als die zu Frankreich, obwohl ich in Frankreich aufgewachsen bin? Ich hatte das Bedürfnis, das in meinem Café auch zum Ausdruck zu bringen.

Am 29. Juli 2016 habe ich mich selbstständig gemacht und am 28. Oktober 2016 das Café eröffnet.

STECKBRIEF CAFÁ BLÁ
Adresse: Café Blá, Lilienstrasse 34, 81669 München, Telefon: 089-1226 3037  www.cafebla.de

Öffnungszeiten: Mo./Mi./Do./Fr. von 9:00-18:00 Uhr, Sa. 9:30-18:00 Uhr, So. 9:30-17:30 Uhr

Betreiberin: Stephanie Bjarnason

Eröffnung: 28.10.2016

Geschäftsmodell: Café mit einem Stück Island an der Isar!  Nordische Kaffeekultur, hell geröstet.

Besonderes: Es gibt auch Abendveranstaltungen mit Bezug zu Island; Das Café kann für Veranstaltungen gebucht werden.

Mitarbeiter: 3 Teilzeit, 3 auf 450€ Basis

Grösse: 55 qm

Kapazität: 24 Sitzplätze innen, 14 Sitzplätze draussen

Finanzierung:  50% Eigenkapital, 50% Fremdkapital durch Bankkredit (KFW)

Umsatzverteilung: 35% Food & 50% Beverage, 15% Shop

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BIO STEPHANIE BJARNASON
Stephanie Bjarnason
seit 08/2016 – heute: Inhaberin und Geschäftsführerin von Café Blá

Ausbildung:
2004 – 2009: Master of engineering, EPF Ecole d’Ingenieurs (FR) und Hochschule München (DE)

Berufserfahrung:
2015 – 2016: VORBEREITUNG für Cafégründung: Marktanalyse, Konzeptaufbau, Batista-Ausbildung etc.
2011 – 2015: CHANGE MANAGERIN in internationaler Logistik, BSH Hausgeräte GmbH, München
2010 – 2011: TRAINEE PROGRAMM mit Schwerpunkt Logistik, BSH Hausgeräte GmbH, München

CAFÉ BLÁ UND SEINE Philosophie
Das Kaffeetrinken gehört zum Erfolgsgeheimnis des isländischen Lebensstils. Es ermöglicht den Isländern, spontan und ungezwungen Zeit gemeinsam zu verbringen und herausfordernde Situationen mit Gelassenheit zusammen zu überwinden.
Ich bin der Überzeugung, dass der Kaffeegenuss – sei es allein oder in Gesellschaft anderer – einen Mehrwert für das Wohlbefinden sowie für die Stärkung persönlicher Beziehungen und des sozialen Zusammenhalts schafft. Der Kaffeegenuss verbindet und fördert ein wertvolles Ritual im Alltag. Soziale Barrieren oder Altersunterschiede spielen keine Rolle.

Das Café Blá ist eine kleine Oase, wo sich jeder einen Augenblick im „Hier und Jetzt“ gönnen und einfach loslassen darf.

Meilensteine – Was waren die größten Meilensteine bis zur Eröffnung? Und danach?

07/2015 – 12/2015: Sabbatical

November 2015: Kündigung meines Jobs
Natürlich war es schwierig für mich zu kündigen, ohne zu wissen, ob mein Café-Konzept auch klappen würde. Ich hatte zu dieser Zeit meinen Businessplan noch nicht komplett durchkalkuliert. Vor der Kündigung hatte ich einen ersten Entwurf, der aber überhaupt nicht tragfähig war und das war mir auch zum Zeitpunkt der Kündigung schon klar.

01/16 – 07/16: Arbeitslos; Vorbereitung der Selbständigkeit

12/2015 – 05/2016: Locationsuche
Ob ich überhaupt eine Location finde werde? Im Nachhinein hört es sich das nicht so dramatisch an. Aber wenn man mittendrin steckt, dann ist das schon etwas ganz anderes. Viele Objekte, die ich angeschaut hatte, wurden von Investoren-Unternehmen betreut. Und ich als gerade 28-Jährige, die nicht aus der Gastronomie kommt und jetzt einfach ein Café aufmachen will, hatte da keine Chance! Das war eine harte Zeit. Ich hatte alles hinter mir gelassen, ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse.
In der Summe waren es gar nicht so viele Objekte, die ich mir angeschaut habe – wahrscheinlich weniger als zehn. Aber es war jedes Mal die große Enttäuschung. Ich war für ein Gespräch in der Münchner Freiheit über längere Zeit im Gespräch, Mitte Dezember 2015 bis Ende Januar 2016. Das war eine Fläche, die komplett renoviert werden musste. Zusammen mit einer befreundeten Maklerin hatte ich mir die Fläche angeschaut. Aber es wurde dann nichts: Meine Vorstellungen und die des Eigentümers wichen zu sehr voneinander ab.
Ich denke immer, alles geschieht aus einem Grund. Eine Woche später hat mich die Maklerin angerufen und sagte: „Ein Freund von mir ist Architekt und betreut ein ähnliches Projekt in der Au. Kann ich deine Kontaktinformationen weitergeben?“ Ich sagte ja und schaute mir das Objekt an. Das Haus war blau! Mein Konzept stand zu diesem Zeitpunkt bereits, meine Logo war fertig, meine Farben ausgewählt – und das Haus hat mich dann richtig umgehauen.

03/ 2016: Termin mit dem Eigentümer; 05/ 2016: Zusage bekommen
Es gab für das Objekt vier Bewerber. Im März hatte ich den Termin mit dem Eigentümer. Erst im Mai hat er sich für mich entschieden.

29.06.2016: Unternehmensgründung
Schwierigkeiten mit der Sanierung und Übergabe der Fläche. Siehe spätere Frage im Interview.

08/ 2016: Pachtvertrag unterschrieben; 09/ 2016: Nutzungsänderung ist durch
Dann starteten die Sanierungsarbeiten und ich habe den ersten Entwurf des Mietvertrages bekommen. Es folgten diverse Änderungsvorschläge, die dann wieder von den Anwälten geprüft wurden, usw. Im August wurde schließlich unterschrieben.
Der Eigentümer hatte sich um die Genehmigung für die Nutzungsänderung gekümmert. Die war erforderlich, weil hier vorher Büros im Haus waren. Ich hatte eine entsprechende Klausel im Mietvertrag für den Fall, dass diese Genehmigung nicht erteilt werden würde. Das war also auch noch einmal ein Thema. Und dann weißt du nie, wie lange der Genehmigungsprozess überhaupt dauert. Glücklicherweise kam sie dann Anfang September.
Ich erinnere mich nicht besonders gern an diese Phase, denn das war eine sehr unsichere Zeit.

08 und 09/2016: Weitere Turbulenzen

28/10/2016: Caféeröffnung

Finanzierung – Wie hast du dein Startkapital zusammenbekommen?

Das Café habe ich ungefähr 50/50 selbst finanziert und die andere Hälfte von der KFW bekommen.
Weitere Investoren wollte ich mir nicht ins Boot holen. Denn ich wollte niemanden haben, der mir hereinredet, mit dem ich hätte diskutieren müssen, ob meine Wand blau oder grün sein soll. Ich wollte nicht irgendwelche Kompromisse machen.

Die Tatsache, dass ich beim Bankkredit der KFW die ersten zwei Jahre tilgungsfrei bin ist ein toller Vorteil. So muss ich momentan noch nichts zurückzahlen. Später sind jeden Monat 400 Euro fällig. Dadurch wird man gezwungen, dafür zu sorgen, dass die Zahlen stimmen und man die entsprechende Leistung erbringt.

Luftsprung – was war das Schönste, was du mit dem Café Blá erlebt hast?

Eine Sache, die ich noch in Erinnerung habe: Einmal kam eine Frau herein und wir haben uns ein bisschen unterhalten. Das war noch am Anfang, als bei mir noch nicht so viel los war. Ihr ging es nicht besonders gut. Sie hatte ihren Job verloren und war nicht so guter Stimmung. Später kam ein weiterer Stammgast herein, der sich zu uns setzte. Es entwickelte sich ein Gespräch zu dritt. Nach einer Weile haben die beiden sich zusammen an einen Tisch gesetzt und sich weiter unterhalten. Als beide später das Café verließen, wirkten sie merklich glücklicher. Das war für mich ein ganz tolles Gefühl. Mein Café hat in dem Moment einen echten Mehrwert für den Alltag und für die Menschen gebracht.

Die zweite Situation war ebenfalls ganz am Anfang, gegen Ende Januar. Da war wirklich überhaupt nichts los. Mittags kam ein Stammgast herein – Otto heißt er –  und bestellte bei mir einen Kaffee und eine Tafel Schokolade, also insgesamt für etwa 12 oder 13 Euro. Da habe ich ihn angeschaut und gesagt: „Weißt du, dass du jetzt gerade meinen Tagesumsatz verdoppelt hast?“ Denn ich hatte wirklich so gut wie gar nichts vorher verkauft. Wir waren zu dem Zeitpunkt nur zu zweit im Café und haben angefangen zu reden. Ich habe ihm erzählt, dass es nicht richtig laufe und so schwierig sei. Es kämen zwar viele Journalisten, die auch alle sehr euphorisch seien. Aber das Café bleibe trotzdem leer. Ich habe mich da rund eine Stunde lang ausgesprochen und alles rausgelassen. Das hat mir richtig gut getan.
Zwei Tage später wurde ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, und da kam Otto wieder vorbei und hat mich angeschaut und gelacht. Denn von da an war das Café dauerhaft gut gefüllt.

Turbulenzen – Was waren die größten Schwierigkeiten im Gründungsprozess? Und danach?

Es gab Schwierigkeiten mit der Sanierung und Übergabe der Fläche. Die Kommunikation war nicht so transparent und der Schlüsselübergabetermin wurde fünfmal nach hinten verschoben. Der zugesagte Termin war Anfang August. Passend dazu hatte ich gegründet und mich Ende Juli selbständig gemacht. Die endgültige Schlüsselübergabe war dann am 28. September 2016. In diesen acht Wochen ging es bei mir wirklich an die Existenz: Jede Woche Verschiebung bedeutete eine Woche ohne Einnahmen. Arbeitslosengeld bekam ich aufgrund der Unternehmensgründung nicht mehr.

Mit diesen ständigen Verschiebungen war ein ganzer Rattenschwanz an Ärger verbunden. Mitte September bekam ich die Nachricht, dass sich der Termin der Schlüsselübergabe auf ungewisse Zeit verschieben müsse und ich solle doch bitte Verständnis dafür haben. Das hatte ich zu dem Zeitpunkt allerdings gar nicht mehr. Der Grund für die Verschiebung war die Entscheidung für eine andere Heizungsart. Ich habe erst einmal nur geheult. Für mich war das eine Katastrophe. Ich hatte die Handwerker gebucht, die Einrichtung sollte geliefert bekommen. Diese Termine hatte ich auch schon mehrmals verschieben müssen. Und dann ist mir zwei Tage vor dem Start der Fliesenleger abgesprungen. Irgendwann haben die Leute auf die Verschiebungen keine Lust mehr.

Challenge – Was war die größte Herausforderung im Gründungsprozess/ danach/ im Daily Business?

Ich glaube, ich bin mit dem Café zweimal wirklich knapp an einem Burn-Out vorbeigekommen.

Ein gut florierendes Café auf die Beine zu stellen ist eine Riesenherausforderung und du bist damit 7/24 beschäftigt.

Mit die grösste Challenge war tatsächlich, als plötzlich so viele Medien gleichzeitig über das Café geschrieben haben. Das Café lief erst an. Also habe ich angefangen, allen Münchner Bloggern, die ich auf Instagram finden konnte, zu folgen – wodurch ich dann auch deren Aufmerksamkeit bekam. Dazu kamen dann noch diverse Zeitungen. Das war natürlich toll, und gewissermaßen wirklich ein Luxusproblem. Aber ich hatte teilweise an den Wochenenden nur Aushilfen und stand ansonsten alleine im Café. Viel viel Arbeit.
Um das mal zu vergleichen: Im Januar hatte ich vielleicht 1.700 oder 1.800 Euro pro Woche, und in der der ersten Februar-Woche 5.500 Euro. Das war wirklich brutal anstrengend, und der Raum war zu laut, zu voll und zu warm. Das hat keinen Spaß gemacht. Wir mussten ständig nachproduzieren. So musste ich erst einmal ein neues Team zusammenstellen. Aber die neuen Bewerber muss man auch erst einmal antesten und einarbeiten. Das Publikum kommt mit einer gewissen Erwartungshaltung zu uns – die konnten wir so einfach noch nicht erfüllen. Entsprechend gab es auch negative Kritiken auf Google Maps, Facebook usw. Das war schon sehr schwer und tat auch weh, weil ich wirklich rund um die Uhr gearbeitet habe.

Dann hat auch noch mein Kuchenlieferant ohne Vorwarnung seine Preise um 30 % erhöht. Darüber war ich so sauer, dass ich die Zusammenarbeit eingestellt habe. So hätte sich das auch finanziell nicht mehr gelohnt. Das bedeutete aber auch, dass wir viel mehr selbst produzieren mussten.

Zukunft – Was ist im Café Blá in 12 Monaten anders als heute?

Ich glaube, dass es sehr schwierig wird bzw. ist, von nur einem Café zu leben. Ich betrachte mein Café als Business und möchte nicht immer hinter dem Tresen stehen. Das bedeutet für mich, dass ich in meinem Konzept viel auf meine Mitarbeiter baue und dementsprechend auch hohe Personakosten habe. Insofern ist meine Vision, irgendwann vielleicht ein zweites oder sogar drittes Café zu eröffnen. Mehr als drei habe ich aber nicht vor. Und ein Franchise-Konzept soll es auch nicht werden.
Alternativ kann es auch sein, dass es doch bei einem Café bleibt. Dann werde ich andere Aktivitäten anstossen, wie z.B. eine engere Zusammenarbeit mit den Röstern.

Tipps – Was sind deine 3-Top-Tipps für heutige Cafégründer?

  1. Setze dir realistische Ziele. Sie müssen erreichbar und messbar sein. Ganz einfach „die Menschen glücklich zu machen“, klingt zwar gut, wird aber nicht funktionieren, wenn du nicht auch davon leben kannst.
  2. Bleib dir treu. Versuche nicht, zu jeder Anfrage eine Antwort zu haben, sonst wirst du dich selbst verlieren.
  3. Sorge für ein gutes Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben. Es ist wichtig, einen Ausgleich außerhalb des Cafés zu haben.

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Den wenigsten Cafégründern ist bewusst, was alles auf sie zukommt, wenn sie ihr eigenes Café eröffnen wollen. Für deinen Durchblick habe ich eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt.  >>  Cafégründung: Schritt-für-Schritt Anleitung zum Erfolg

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