Mutter oder Vater sein und dann eine eigene Gastronomie gründen – Geht das denn? Den Traum vom eigenem Café oder einem anderen Gastro-Konzept in die Realität umzusetzen, kostet nicht nur Geld, sondern auch jede Menge Energie, Zeit und Leidenschaft. Ungleich schwieriger wird es, wenn du nicht nur GastronomIn, sondern auch Mama oder Papa bist.

Heute gebe ich dir fünf Tipps, die du beachten solltest, wenn du als Mom- oder Dad-Gastropreneur durchstarten willst. Darüber hinaus zeige ich dir Alternativen auf, wie du deine kulinarische Leidenschaft trotzdem unternehmerisch zum Fliegen bringen kannst, ohne an ein stationäres Konzept gebunden zu sein. 

Der tägliche Wahnsinn

An der Tür mögen die Öffnungszeiten deines Cafés stehen – doch die gelten nur für deine Gäste. Denn auch wenn dein Laden offiziell zu ist, das ganze Drumherum beschäftigt dich auch noch weit über den Feierabend hinaus.

  • Das Marketing möchte geplant werden,
  • die Buchhaltung wartet,
  • der Einkauf für die kommende Woche auch
  • ach ja, zwischendurch was essen und ein paar Stunden schlafen sollten auch drin sein.

Bereits ohne Kinder verlangt dir der Aufbau deines eigenen Cafés oder Gastronomie sehr viel Zeit, Kraft und Durchhaltevermögen ab. Aber du bist niemanden verpflichtet, kannst komplett für dein Projekt leben und musst dich nur um dein neues, verrücktes Leben als selbständige Gastronomin kümmern. Mit Nachwuchs im Team werden die Karten völlig neu gemischt. Das alltägliche Geschäft ergänzt sich um zahlreiche Facetten, die du in deinen Plänen unbedingt berücksichtigen solltest. Hier gebe ich dir fünf Tipps für deine Planung:

1. Tipp: Kläre für dich den ewigen Zwiespalt

Jede selbstständige Mama kennt dieses kleine Teufelchen namens „Schlechtes Gewissen“, das zu deinem ständigen Begleiter wird. Dein Herz schlägt für beide „Babys“ – dein Café und dein Kind – doch beiden vollends gerecht zu werden, ist ein Drahtseilakt, den selbst die besten Artisten kaum hinkriegen.

Selbst wenn es dir und deinem Kind mit eurem Leben im Café gut geht, die bösen Unken hast du immer, die dir versuchen, den „Rabenmutter“-Stempel aufzudrücken und anzweifeln, „Ob das denn alles so gut ist.“

Umso wichtiger ist es, dass du euren Tagesablauf so durchstrukturierst, dass trotz der niemals endenden „To Do“-Liste für`s Café jeden Tag ab einer bestimmten Uhrzeit ein „frei“ definiert ist. Zeitfenster, die nur für dich und dein Kind gedacht sind. Abends gemütlich zusammen essen, danach im Bett eine Runde kuscheln und eine Geschichte vorlesen oder darüber quatschen, wie der Tag gelaufen ist. Emails beantworten kannst du immer noch, wenn dein Kind schläft.

Dieser Balanceakt zwischen Karrierefrau und Mutter. Ich hatte so viele Selbstzweifel. Habe geweint, weil ich befürchtete, mein Kind kommt zu kurz. In den ersten drei Jahren hatte ich eine 70/ 80 Stunden-Woche. Es war sehr anstrengend. Glücklicherweise hatte ich großartige Unterstützung von meiner Mutter und meiner Schwester. So habe ich alles irgendwie hinbekommen. – Gründerin Mutter-Kind-Café, die ihr Café mittlerweile geschlossen hat.

2. Tipp: Entspann dich!

Viele Mompreneurs wurden erst durch ihre Kinder dazu inspiriert, in die Gastronomie zu gehen. So verrückt es klingen mag: Ein eigenes Café bietet ihnen mehr Freiheiten und Flexibilität, als ein Vollzeitjob im Büro. Denn in deinem Laden bist du die Chefin, gelten deine Regeln und besteht die Möglichkeit, alles so zu gestalten, wie es euch gefällt – inklusive Platz für dein Kind und seine Bedürfnisse.

Heißt im Umkehrschluss aber auch: Es ist völlig ok, wenn dein Nachwuchs im Café mitmischt, dort mehr Zeit verbringt, als seine Altersgenossen und miterlebt, wie Mama ihr Geld verdient. Andere Eltern gehen auch arbeiten, du hast den Luxus, dein Kind bei dir haben zu können.

Praxisbeispiel: Maike Steuer und ihr Café HomeLE
Maike Steuer ist alleinerziehende Mutter von Oskar. Während ihrer Elternzeit überlegte sie, wie sie denn jetzt Job und Kind unter einen Hut bringen sollte. Bewerbungsgespräche waren frustrierend. Denn mit Kind und Teilzeitwunsch wird es schwierig im Angestelltenverhältnis.

Also was Eigenes aufmachen? Ja, und so ist Oskar der Grund, warum Maike im Januar 2016 zum 1. Mal die Türen zu ihrem Café HomeLE in Leipzig öffnet. Sie sagt:

Kinder vorzuschieben und zu sagen: „Nur deshalb mache ich das nicht“ – das ist Quatsch. Mein Sohn ist meine größte Inspiration.

3. Tipp: Entwickle extra starken Nerven

Womit ich allerdings direkt beim nächsten Punkt wäre, der mit „Cafékindern“ einher geht: Die Nerven! Denn den Nachwuchs mit auf die Arbeit zu nehmen, schützt vor seinen Launen und Ansprüchen nicht. Durch die Gespräche mit zahlreichen Mompreneurs weiß ich, wie anstrengend die Jonglage von Laden und Kindern sein kann.

Gerade wenn die Hütte brummt und alle Tische belegt sind, du so schon nicht weißt, wo dir der Kopf steht, hat sich dein Kind weh getan/ hat Durst/ quengelt, weil müde oder, oder, oder. Ganz ruhig, diese Situation wirst du mehr als einmal haben. Deine Gäste sind nicht auf der Flucht und werden nicht verhungern, wenn sie ihr Stück Kuchen fünf Minuten später bekommen. Du bist immerhin Gastronomin UND Mama!

4. Tipp: Habe einen Notfallplan

Kinder haben die Angewohnheit, bevorzugt über Nacht und völlig überraschend krank zu werden. Als Cafébesitzerin kannst du dich nicht einfach krank schreiben lassen und zu Hause bleiben, sondern brauchst einen Notfallplan für diese Tage.

  • Wer geht mit dem Kind zum Arzt?
  • Wer schmeißt den Laden?
  • Könnten deine Eltern einspringen/ Geschwister oder liebe Freunde, damit das Geschäft weitergehen kann „wie normal“?

Vorteil eines solchen Notfallplans: Du selbst gehst auch entspannter mit solchen Ausnahmesituationen um, weil du weißt, das Kartenhaus bricht nicht automatisch zusammen. Und selbst wenn du mangels Alternativen ein, zwei Tage außer der Reihe schließen müsstest, die Welt geht davon nicht unter, aber dein Kind und seine Gesundheit vor.

Getoppt wird „Kind krank“ nur noch von „selbst krank“. Auch das kann passieren und auch darauf solltest du vorbereitet sein. Ja, du willst die Zähne zusammenbeißen und gehörst nicht zur Fraktion der Weicheier. Aber es bringt weder deinen Gästen noch dir selbst etwas, wenn du mit Kopf unterm Arm hinter der Theke stehst.

Dein Café mag noch dabei sein, ein Überflieger zu werden und eigentlich schaffst du alles noch ganz gut allein. Schau dich trotzdem schon nach Aushilfen um, die dein Netzwerk stärken und wenn nötig einspringen könnten. Sicher ist sicher.

Auf jeden Fall vorher überlegen, ob das eigene „Feuer“ reicht, auch durch die Zeiten zu gehen, wo es nicht besonders lustig ist. Reicht die Energie dafür, das jeden Tag zu machen. Was machst du zum Beispiel, wenn du krank bist? Kannst du es dir leisten, den Laden in der Zwischenzeit zuzumachen oder stehst du stattdessen hier krank. – Daniela Kositza – Café Kosy*s

5. Tipp: Pass auf dich auf!

Pass auf dich auf und vergiss nicht, dir beim Kümmern um Café und Kinder auch noch Raum für dich selbst zu erhalten. Deine kleinen persönlichen Auszeiten, wo es weder ums Kuchen backen noch Legosteine oder Hausaufgaben geht, sondern nur um dich. Manche gehen joggen, andere tanzen oder gehen eine Runde schwimmen, um ihre Batterien wieder aufzuladen und neue Kraft zu tanken.

Als Mompreneur mit eigenem Café wirst du vor noch mehr Herausforderungen stehen, als eine Solopreneur. Doch Gründen in der Gastronomie trotz oder gerade weil du Kinder hast, ist möglich.

Ich habe mir immer Kinder gewünscht. Aber biologisch sollte es nicht sein. Dann wurde ich völlig unverhofft schwanger. Und mir war klar: Alleinerziehende Mutter und eigenes Café will ich nicht unter einen Hut bringen. So verkaufte ich meine Mels Tagesbar – Melanie Schüle, Mels Tagesbar

Muss es denn immer ein Café sein?

Wem der Schritt zum eigenen Laden mit festen Öffnungszeiten zu groß ist, dem bieten sich in der Gastronomie noch andere Bereiche, die dir mehr Spielraum und Flexibilität lassen:

  • Ein mobiles Konzept für z.B. Wochenmärkte und Caterings. Beispiele sind hier Familie Klein mit ihrer mobilen Kaffeebar CafeLoco oder Marie Therese Geetz von Bullicious – dem umgebauten Bulli als mobile Bar.
  • ZulieferIn für Caterings: Hier backst du Kuchen, Quiches, Plätzchen oder erstellst Teile des Buffets.
  • Ein Online-Business für Kulinarisches. Als Beispiele seien hier genannt: Marie Bockstaller von Modern Bakery, die ihre Madeleines ausschliesslich über ihre Online-Präsenz und offline über Netzwerken vertreibt. Oder Angelika Fritz von Meine Zuckerfreiheit, die zum Thema „Zuckerfrei leben“ Onlinekurse und Rezeptbücher anbietet.

Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und haben doch alle eins gemeinsam: Eine richtig gute Idee als Grundlage für die du bereit bist, alles zu geben. Ob mit oder ohne Kind…

Zuerst hatten wie die Idee ein richtiges Café zu eröffnen. Wir haben uns mit der Cafégründung auseinandergesetzt und nachgedacht über Langzeit-Mietverträge, den enormen Kapitaleinsatz und die Öffnungszeiten. Das war uns dann doch eine Nummer zu groß, zumal wir keine richtige Gastronomie-Erfahrung hatten. – Joachim Klein, mobile Kaffeebar CafeLoco

Mutter oder Vater sein und gleichzeitig eine eigene Gastronomie gründen

Kinder sind kein Grund sich nicht mit einem Café oder anderer Gastronomie selbständig zu machen. Manchmal sind sie auch die Inspiration für die Existenzgründung. Wichtig ist nur, dass du dir vorab wirklich 100% über deine Rahmenbedingungen und entstehende Konsequenzen im Klaren bist. 

Und dann machst du aus deinem Traum einen Plan!

DU MÖCHTEST AUCH EIN CAFÉ ERÖFFNEN?

Den wenigsten Cafégründern ist bewusst, was alles auf sie zukommt, wenn sie ihr eigenes Café eröffnen wollen. Für deinen Durchblick habe ich eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt.  >>  Cafégründung: Schritt-für-Schritt Anleitung zum Erfolg

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Du willst wissen, was dich deine Cafégründung wirklich kostet?
Damit du weisst, welche Kosten auf dich zu kommen. Und wie du die Hauptkostentreiber in den Griff bekommst.
Lesetipp >> Café eröffnen Kosten: Das kommt auf dich zu